Diese Clara-Geschichte hatte wirklich eine schwere Geburt – in mehrfacher Hinsicht.
Als ich »Die falsche Hostess« veröffentlichte, habe ich zu meinem Mann gesagt: „Wenn ich die Clara-Geschichte als Buch in meinen Händen halte, dann ist es mit der Hostess gut gelaufen.“ Clara ist ein dickes Buch, jedenfalls für meine Verhältnisse als Neuschreiberling. Und ein Lektorat ist nicht gerade billig.
Aber die schwere Geburt bezieht sich nicht nur auf den finanziellen Aspekt. Die Idee zu Clara, die damals übrigens noch Serafina hieß, kam mir mit Anfang 20 während meines Studiums. Welcher Umstand mich auf diese Idee brachte, kann ich gar nicht mehr genau rekonstruieren. Da war irgendetwas, was mich dazu veranlasste, eine Geschichte über ein Mädchen zu schreiben, das ihr großes Idol (einen Rockstar) trifft. Schnell war mir klar, dass es sich nicht um irgendein Mädchen handeln durfte. Die Geschichte sollte etwas ganz Außergewöhnliches haben.
Ursprünglich spukte mir eine Rockstar-Liebesgeschichte im Kopf herum, und das war auch noch so, nachdem ich das erste Kapitel geschrieben hatte. Serafina trifft ihr großes Idol und … mehr wird nicht verraten.
Ungefähr 10 Jahre später entrümpelte mein Mann seinen alten PC zur endgültigen Entsorgung und da tauchte dieses erste Kapitel wieder auf. Grundsätzlich gefiel mir die Geschichte immer noch gut, aber die Idee der Rockstar-Liebesgeschichte war für mich überholt. Von diesen Geschichten gab es ja auch damals schon so einige. Deshalb schrieb ich ein weiteres Kapitel, das irgendwann später im Buch stattfinden sollte. Serafina gerät durch ihr Zusammentreffen mit dem Rockstar in Turbulenzen und wird von einem bösen, bösen Mann bedroht … mit einer Armbrust. Tja, hier verrate ich jetzt auch nicht mehr.
Ungefähr vier Jahre später: Ich lese beide Kapitel und mich packt die Schreibsucht. Völlig durcheinander fließen verschiedene Kapitel aus mir heraus. Aus dem Mädchen Serafina wird die junge Frau Clara. (Ich hoffe, meine Kollegin, die gerade auf Weltreise ist, verzeiht mir, dass ich ihren Namen geklaut habe). Das Zusammentreffen mit dem Rockstar verkümmert zum Aufhänger der restlichen Story und alle Personen entwickeln ein Eigenleben, wie ich es nie erwartet hätte. Ob der Rockstar nochmal in Erscheinung tritt? Das verrate ich nicht.
Ich schreibe und schreibe. Die Menschen aus diesem Buch sehe ich inzwischen vor meinem inneren Auge. Ich kenne sie in- und auswendig. Manchmal ist das unheimlich, so real sind sie für mich mit all ihren Ecken und Kanten geworden. Wenn ich eine Abstufung vornehmen wollte, dann müsste ich zugeben, dass mir die Personen aus der Clara-Geschichte mehr ans Herz gewachsen sind als alle meine anderen Protagonisten. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich durch diese Idee überhaupt zu schreiben begonnen habe.
Dann das Desaster. Die nicht ausreichend gespeicherten Dateien von Band 1 und Band 2 sind beschädigt. Die Schuld liegt allein bei mir, da ich die Dateien nur einmal gesichert hatte – das passiert mir sicher nicht mehr! Ich schaffe es selbst, einen Teil der ersten Geschichte wieder herzustellen, aber Band 2 scheint ganz verloren. Ich bin am Boden zerstört, und da merke ich erst, wie viel mir diese Geschichte bedeutet. Eigentlich denke ich grundsätzlich positiv, aber in dieser Situation war es für mich nicht gerade leicht zu akzeptieren, dass es schlimmere Dinge im Leben gibt, als die verlorene Geschichte eines Hobbyschreiberlings. Glücklicherweise gelang es meinem PC-Profi, den großen Teil von Band 2 wieder herzustellen. Nach einigen Tagen war mir klar: Ich möchte diese Geschichte schreiben, auch wenn es bedeutet, dass ich einen großen Teil von Band 1 (ungefähr die Hälfte) und ein Drittel von Band 2 noch einmal schreiben muss. Band 1 hatte ich glücklicherweise schon so oft gelesen, dass mir das relativ leicht fiel. Bei Band 2 tat ich mir schon schwerer. Aber ich habe es geschafft, weil mir diese Geschichte und die Personen darin wichtig sind – weil ich sie nicht sterben lassen wollte, bevor sie überhaupt gelebt hatten.
Inzwischen schreibe ich am Ende von Teil 3 und kann immer noch nicht aufhören. Manchmal fühle ich mich lediglich wie das Sprachrohr meiner Personen, die ohne mich agieren. Ich schreibe einfach nur auf, was sie sowieso tun. Die Geschichte geht weiter – ständig – in meinem Kopf. Dennoch habe ich fest vor, mit Band 4 den Schlusspunkt zu setzen.
Das letzte Hindernis der schweren Geburt bist du, lieber Leser. Ich habe lange gebraucht, meine Geschichten, die bisher erschienen sind, der Öffentlichkeit und damit auch der Kritik preiszugeben. Bei Clara habe ich dafür noch dreimal länger gebraucht. Gollum könnte mich verstehen, wenn ich sage: „Diese Geschichte ist mein Schaaaaaatz.“ Auch wenn mich die vielen positiven Rückmeldungen zu meinen Büchern freuen, gibt es immer auch kritische Stimmen. Aber möchte ich diesmal wirklich hören, dass diese Geschichte an den Haaren herbeigezogen oder gar gefühllos geschrieben ist? Dass sie unstrukturiert, langweilig ist oder eine mehr als magere Story beherbergt? Möchte ich wissen, dass jemand nicht darüber lachen kann oder meinen Schreibstil grottenschlecht findet? Ja, das riskiere ich, weil ich die Hoffnung habe, dass dich diese Story genauso packt wie mich. Wenn ja, lass es mich wissen und erzähle es weiter! Wenn nein, dann bin ich für ein konstruktives Feedback immer zu haben.
Bist du bereit für Clara? Ich glaube, ich bin es jetzt.
Eure Pea ☺
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