Über Erfolg und Neid
Es ist wunderbar, wenn man als Autorin seine Leserschaft gefunden hat, wenn ich mit Leuten in Kontakt komme, die meinen Schreibstil mögen und meinen Sinn für Humor teilen.
Es macht mich glücklich, dass ich die Unkosten für meine Bücher wieder ausgleichen kann und sogar noch etwas übrig bleibt, um neue Projekte anzugehen.
Ich freue mich über jede Buchmesse und jede Veranstaltung, zu der ich eingeladen werde. Ja, ich liebe es, dass ich meinen Traum leben kann und dafür bin ich auch unglaublich dankbar.
Denn eines ist sicher: die Tagträume werden nie aufhören, die Geschichten in meinem Kopf immer ungefragt erscheinen und ich werde diese immer aufschreiben.
Das klingt alles ganz toll. Und das ist es auch.
Leider gibt es auch unschöne Erfahrungen, die Schattenseiten, über die ich selten etwas bei anderen höre. Wer freut sich z. B. schon öffentlich darüber, dass er die hundertste Verlagsabsage erhalten hat? Wer gibt zu, dass er sich auch mal motivieren muss und es manchmal satt hat, sich durch den ganzen Facebook-Wust zu graben? Wer gesteht sich ein, dass er nicht den ganzen Tag Lächeln und Winken kann? Dabei riskiert man allerdings immer, als unhöflich und distanziert wahrgenommen zu werden.
Eigentlich ist doch sonnenklar: es gibt sie – die Misserfolge und die schlechten Tage.
Manchmal kommt es mir vor wie bei der Kindererziehung: Erst, wenn einer anfängt, über die „Schwächen“ seiner Kinder zu reden, trauen sich die anderen. Klar traut sich niemand mehr, wenn er von der freudigen Erfolgswelle in den sozialen Netzwerken nur so geblendet ist. An manchen Tagen kommt es einem tatsächlich so vor, als jubelten einem die Vertragsabschlüsse, Buchverkäufe und Prämien nur so entgegen. Natürlich spüre ich da auch den kleinen Stich von Missgunst in mir.
Deshalb möchte ich heute so einiges loswerden. Manchmal bin ich neidisch, aber leider gibt es auch Menschen, die auf mich eifersüchtig sind. Wenn ich persönlich dann mit Verachtung gestraft werde, ist das ein übles Gefühl. Es hinterlässt den Eindruck, als hätte ich die Pest oder sonst irgendeine ansteckende Krankheit. Ich kann nichts dafür, dass ich manchen Menschen mit meinem Erfolg wehtue. Ich habe für meinen Erfolg gearbeitet und hatte Glück dazu. Das ist so! Ich kann es nicht ändern und ich will es auch gar nicht. Ich bin so, wie ich bin. Ich schreibe und ich werde damit nicht aufhören.
Bevor du also neidisch auf jemanden bist, der vermeintlich super erfolgreich ist, dann mach dir klar, dass auch dieser Mensch seine Rückschläge hat. Es ist nicht immer alles so perfekt, wie es aussieht.
Mache dir klar, dass auch dieser „Superstar“ zu jemandem aufsieht, den er bewundert, dem er nachstrebt. Weil das menschlich ist. Und ja, auch dieser so erfolgreiche Mensch ist vielleicht manchmal zornig auf jemanden, der noch viel mehr erreicht hat. Denn seien wir ehrlich: Es gibt wahrscheinlich immer jemanden, der gedanklich „über“ einem steht. Außerdem sieht man sich selbst nicht auf einem Podest, wenn man halbwegs auf dem Boden geblieben ist.
Die große Frage ist: Wie gehst du damit um? Denn das liegt ganz alleine in deiner Hand.
Du kannst dich grämen und die Welt verfluchen, vor allem die Person, die doch schon so viel erreicht hat. Du kannst dich fragen: Warum habe ich das nicht? Die schreibt doch schrecklich und warum hat die das erreicht, was ich schon längst verdient hätte?
Du kannst sie auf Äußerlichkeiten reduzieren und dir denken, dass sie viel zu fett ist. Du kannst dir sagen, dass es doch sonnenklar ist, dass sie mit Erotik Erfolg hat und du als seriöse Schriftstellerin es eben schwer hast.
Du wirst irgendetwas finden, was du ihr vorwerfen kannst. Vielleicht hat sie eine krumme Nase? Ist sie zu dünn, sind ihre Haare zu kurz? Du findest etwas.
Bestimmt ist sie charakterlich unter aller Kanone und seit sie so erfolgreich ist, ist sie natürlich total abgehoben.
Weil das ganz sicher so ist, kannst du sie ignorieren, wenn du sie triffst.
Du kannst dich aber auch daran erinnern, dass hinter Erfolg harte Arbeit steckt. Klar gehört auch immer die nötige Portion Glück dazu, aber alles in allem ist es der verdiente Lohn. Du kannst dir diese Person zum Vorbild nehmen und ihr mit positiven Gefühlen nachstreben, ohne ein Nachmacher zu sein. Finde deinen eigenen Weg und gönne anderen ihren Erfolg, und zwar von ganzem Herzen.
Ich versuche es und fahre ganz gut damit. Wenn ich ein Buch einer Kollegin hier bei uns im Ort sehe, dann bin ich megastolz, sie persönlich zu kennen.
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